«Aus Feuerkraft»: Ein Interview anlässlich der Ausstellung

Interview:

«Aus Feuerkraft»

Eine Ausstellung darüber, wie Feuer mein Herz berührt hat

Anlässlich meiner grossen aufkommenden Ausstellung «Aus Feuerkraft» wurde ich vor kurzem von Charlotte Freund interviewt, wobei spannende Fragen aufgeworfen wurden. In Vorbereitung auf die Vernissage am 04. November 2022 in der Galerie Höchhuus, möchte ich dieses Gespräch, welches Einblicke in meine Kunst und meine Projekte gibt, gerne mit Ihnen teilen.

Ist «Aus Feuerkraft» Ihre erste derartige Ausstellung?

Gewissermassen schon, denn es ist sicherlich meine bislang grösste Ausstellung. Jedoch habe ich mindestens jährlich eine Ausstellung und war gemeinsam mit anderen Künstlern auch schon öfters an Gruppenausstellungen beteiligt.


Unterliegt Ihre Ausstellung einem bestimmten Überthema oder folgt einem speziellen Konzept?

Insgesamt kann man die Ausstellung als einen Rückblick sehen, sozusagen eine Retrospektive auf meine 10 Jahre «Unterwegs-Sein» im Wald. Und natürlich ist Feuer das zentrale Element, welches all meine Kunstwerke miteinander verbindet. In meiner Ausstellung präsentiere ich aber nicht nur Holzkohleskulpturen, sondern auch Fotos von Feuer und Glut, sowie eigene Geschichten. Diese sind gleichzeitig mein Medium, um mit den Besuchern in Kontakt zu treten. Denn auch nach der Vernissage werde ich während der drei Wochen Ausstellungszeit vor Ort anwesend sein. 


Die Location Ihrer Ausstellung, die Höchhuus-Galerie in Küsnacht, ist ja ein besonderes und kulturreiches Gebäude – wie kamen Sie auf diesen Ort?

Das stimmt, die Höchhuus-Galerie gilt als kulturelles Wahrzeichen von Küsnacht und ist dadurch regional sehr bekannt. Von einer Gruppenausstellung, an der ich vor einiger Zeit beteiligt war, hatte ich die Höchhuus-Galerie noch gut im Gedächtnis. Mit den grossen Räumlichkeiten, dem modern gestalteten oberen Teil und dem rustikalen, schummerigen Naturkeller eignet sich die Location sehr für meine Kunstwerke.


Beschreiben Sie in drei Worten, welche zentrale Rolle das Feuer in Ihrer Arbeit spielt.

Am treffendsten wären die Worte «Mein innerer Funke». Das liegt daran, dass das Feuer meinen Funken, meine Leidenschaft, neu erweckt hat. Feuer ist meine innere Verbindung zu mir selbst und hat eine ganz grosse Bedeutung für mich. Es gibt mir Ruhe, aber auch neue Ideen, Kraft und wirkt für mich als Inspirationsquelle.


Inwiefern hängt diese Wahrnehmung des Feuers mit Ihrem Werdegang als Künstler zusammen?

Als ich in schwierigen Zeiten viel in der Natur am Feuer sass, beobachtete ich, wie sich aufeinanderliegendes, glühendes Holz langsam ineinander einarbeitete. Fasziniert von diesem still voranschreitenden, manchmal mehrere Tage andauernden Prozess, begann ich, mit dieser Entdeckung aktiv zu experimentieren und meine ersten «Feuerkunstwerke» zu kreieren. Dieses kreative Gestalten in dem normalerweise zerstörerischen Prozess der Verbrennung zeigte mir, dass zu jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Lebenssituation wieder Neues und Wunderbares entstehen kann. 


Ist diese Erkenntnis auch etwas, das Sie den Besuchern Ihrer Ausstellung mitgeben möchten?

Auf jeden Fall! Manche sehen in meiner Kunst das Dunkle und das Kaputte. Doch bei meinen Kunstwerken arbeite ich mich an ausgewählten Stellen durch diese verkohlte Schicht hindurch zum schönen und hellen Teil des Holzes. Ich arbeite mich also mit anderen Worten durch die Dunkelheit hindurch auf das Licht zu. Dieser Weg hat für mich viel mit dem Leben zu tun. Ich will den Betrachtern zeigen, dass unser Leben immer im Wandel ist. Manchmal muss man Sachen durchstehen, die unangenehm sind, aber aus jeder Situation kann man wieder etwas machen – auch wenn diese Situation in dem Moment noch so ausweglos erscheint. 


Haben Sie bei der Herstellung Ihrer Skulpturen und Fotos, oder auch schon beim Finden des Holzes, eine konkrete Vorstellung davon, wie Ihr Werk am Ende aussehen soll?

Nein, meistens beginne ich einfach damit, etwas zu plastizieren. Erst hinterher, wenn ich die fertige Skulptur betrachte, realisiere ich: «Genau das habe ich machen wollen.» Bei der Findung des Holzes gehe ich ebenfalls nicht mit einem konkreten Plan ans Werk. Wenn ich durch den Wald laufe, ist es eher so, dass ich plötzlich ein Stück Holz sehe, welches mich fast schon magisch anzieht. Das ist ähnlich wie mit der Anziehung von Personen, welche sich auf den ersten Blick sympathisch sind. Wenn ich also ein Stück Holz im Wald sehe, welches mich fasziniert, nehme ich es mit und lasse ich mich dann davon zu einem Kunstwerk inspirieren.


Wie kam es dazu, dass Sie die das Medium «Fotografie» zu Ihren Skulpturen hinzuzogen?

Als bei meiner Skulptur das Feuer einmal sehr eindrücklich brannte, machte ich mit dem Handy aus Dokumentationszwecken ein Foto und war begeistert von dem Ergebnis. In so einem Standbild erkennt man Motive, welche man in der lebendigen Bewegung des Feuers gar nicht wahrnimmt. Mittlerweile ist das Fotografieren meiner Projekte ein fester Bestandteil meiner Arbeit geworden. Aufgrund meines engen Bezugs zu Feuer wirken meine Bilder auch deutlich individueller als gewöhnliche Feuerfotos, die man beispielsweise auf Google finden würde. 


Vorhin haben Sie über die Geschichten gesprochen, welche viele Ihrer Kunstwerke begleiten. Was erfahren Sie bereits während dem Prozess der Holzverarbeitung über das Leben des Baumes?

Unglaublich viel! Ich frage mich stetig, wie das Leben eines Baumes verlaufen ist und betrachte dazu die Wurzeln, die Wuchsform, die nahe Umgebung, gegebenenfalls das Harz an einem Baum und viele andere kleine, nicht direkt auffallende Eigenschaften. Jeder Wald und auch jeder Baum hat eine eigene Geschichte zu erzählen.

Sie machen auch Kurse mit Kindern und Erwachsenen. Wie reagieren diese auf das kreative Gestalten mit Feuer?

Meist ist es die Neugierde, welche die Leute antreibt, meine Kurse zu besuchen. Aber insbesondere Kinder sind begeistert vom Feuer und man sieht ein Leuchten in ihren Augen, wenn sie damit arbeiten. Ich glaube, die Besucher gehen mit einer sehr intensiven Erfahrung wieder nach Hause, welche ihr Herz berührt und sie innerlich erwärmt hat.


Ist die Verwitterung von Holz ein Thema bei Ihrer Arbeit? Schliesslich sind einige Ihrer Kunstwerke für den Aussenbereich gedacht.

Ich gehe davon aus, dass meine Skulpturen nicht für die Ewigkeit gemacht sind. Der Prozess, wie die Natur nach und nach das Holz gestaltet, ist spannend anzusehen. Mein Kunstwerk wird sozusagen ergänzt durch die Natur: ich schaffe ihr eine Basis, an der sie selbstständig weiterarbeitet. Besonders bei Figuren zur Gartengestaltung, bei welchen ich in letzter Zeit auch aktiv mit der umliegenden Erde und der Positionierung des Kunstwerkes arbeite, ist die Vergänglichkeit ein bedeutendes Thema.


Bezüglich der Gestaltung von Outdoor-Bereichen sind zwei Ihrer Werke auch im Circle-Park am Flughafen in Zürich zu finden. Wie sind sie dort gelandet?

Ein ganzes Jahr lang war ich rund um den Züricher Flughafen unterwegs, um mit Feuer das Holz in der umliegenden Natur zu gestalten. Zum Teil konnten die entstandenen Kunstwerke später auch im Innenbereich des Züricher Flughafens bestaunt werden. Zwei von den grössten Skulpturen, die ich während dieser Zeit geschaffen habe, sind seitdem fest im Circle-Park des Flughafens integriert und werden vermutlich bis zu ihrem Verfall dort stehen bleiben. 


Würden Sie das Thema Park- und Gartengestaltung in Zukunft gerne vertiefen?

Ja, das wäre definitiv ein spannendes Projekt für die Zukunft. Oft haben wir zu Bäumen, die wir immer wieder sehen, einen jahrelangen Bezug und sind dann traurig, wenn sie Umkippen oder gefällt werden. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, in der Gestaltung von Aussenbereichen mit solchen Baumüberresten neue Kunstwerke zu schaffen, diese wieder in die Natur zu integrieren und damit individuelle «Naturkunst-Oasen» zu schaffen.